Die Lügen doch!
Bei der Durchsicht meiner Buchhaltungsunterlagen stellte ich letzte Woche fest, dass eine Rechnung von Strato fehlte. Kein Problem, dachte ich. Ich rufe schnell mal bei Strato an und lass mir die Rechnung per Mail schicken. So dachte ich.
Wie nicht unüblich, meldete sich die Bandansage:
Alle Mitarbeiter sind im Gespräch. Der nächste freie Mitarbeite ist für Sie bestimmt.
Frohen Mutes wartete ich.
Die ersten drei Minuten erwartungsfroh, weil der nächste Mitarbeiter ja für mich bestimmt sei. Nach sechs Minuten spürte ich einen leichten Druck auf dem Ohr, an welchem ich das Telefon presste. Man hat ja das Gefühl, umso stärker man drückt, umso eher meldet sich die erwartete Stimme am anderen Ende der Leitung. Leider half diese Taktik dieses mal nichts. Denn das Gedudel ging weiter.
Nach acht Minuten war mein Trommelfell trotz des stetig nachlassenden Drucks mittlerweile stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb entschloss ich mich, den Lautsprecher anzustellen und den Hörer beiseite zu legen. Was mir zunächst ein wenig Erleichterung verschaffte, führte bei meinen Kollegen im Büro zu einer aggressiven Grundstimmung. Es knallten mehrere Türen. Vielleicht hätte man meine Tür schließen sollen, doch hierzu konnte sich keiner durchringen.
Durch das Türgeknalle ließ ich mich aber nicht beirren. Ich hielt weiter durch und fing an, meine E-Mails zu lesen.Die freundliche Stimme wiederholte ja in regelmäßiger Abfolge, dass der nächste Mitarbeiter für mich bestimmt sei.
Irgendwann – ohne dass ich es genau zeitlich einordnen kann- kamen mir langsam auch Zweifel, ob ich die Maschine am anderen Ende besiegen könnte. Mir fiel die Geschichte einer Frau ein, die nach 48 Stunden in der Warteschleife einen Zusammenbruch erlitten hatte. So wollte ich nicht enden.
Nach ca. 20 Minuten fing ich dann an, mich fuß- und hörläufig vom Telefon zu entfernen. Und wer hätte es gedacht, nach fast 30 Minuten meldete sich eine geschafft klingende männliche Stimme, die nur darauf wartete, dass ich sie anschreien würde. Dies tat ich aber nicht. Ich brachte nur zum Ausdruck, dass die Wartezeiten wirklich nicht nachvollziehbar wären, insbesondre, wenn mir mitgeteilt wird, dass der nächste freie Mitarbeiter für mich bestimmt sei.
Hierauf stellte sich heraus, dass man mich nicht angelogen hatte, da die Stimme vorgab, der einzige Mitarbeiter von Strato am heutigen Tage in der Telefonzentrale zu sein. So hatte ich wirklich den nächsten und einzigen freien Mitarbeiter erhalten.
Der Mitarbeiter von Strato tat mir ein wenig Leid. Immerhin konnte er mir helfen und die Rechnung schicken. Für Strato ist diese Personalpolitik wohl ein Armutszeugnis.